Exogene Kräfte > Verwitterung > Wollsackverwitterung
Die Wollsackverwitterung ist eine Verwitterungsform von hauptsächlich kristallinen Gesteinen wie Granite und Gneise. Es entstehen an gestapelte Wollsäcke erinnernde Gesteinsformen. Sie gehen auf die Einwirkung diverser Verwitterungsarten zurück. Grundbedingung ist eine beginnende Zerklüftung des Gesteins (Vertikal- und Horizontalklüfte), ein Vorgang rein mechanischer Natur. |
Je wärmer und feuchter das Klima (subtropisch bis tropisch), umso besser können Kohlensäure, Humussäure und Hydrolyse angreifen. Zunächst setzt eine Tiefenverwitterung ein, wenn das Gestein die Erdoberfläche noch nicht erreicht hat und völlig überdeckt ist. An den Kluftkanten beginnt das Gestein zu vergrusen, es können sich Kaolinit und Lehm bilden. Grus und Lehm können bei Freilegung und Oberflächenverwitterung leicht abtransportiert werden. Die Oberflächenverwitterung greift den Granit aber nicht mehr so intensiv an. Die Vergrusung der Granite im Mühl- und Waldviertel hat schon vor dem Tertiär begonnen und bis ins Oberpliozän angehalten. In diesem Zeitraum, in dem die Granite noch überdeckt waren, herrschte hier also mindestens ein subtropisches Klima. Pilzsteine entstehen, wenn der obere Teil schon der weniger wirksamen Oberflächenverwitterung, der Stielteil aber noch der "gefräßigen" Tiefenverwitterung ausgesetzt ist. |
Pilzstein in der Blockheide |
Nach Erosion des vergrusten Materials (Exhumierung) kann bei statisch günstigen Bedingungen eine Pilzform entstehen. Wackelsteine entstehen ebenfalls auf diese Weise. Wenn die ursprüngliche Kluftdichte geringer war, sind häufig Blockburgen anzutreffen. Scheinbar isolierte, gerundete Gesteinsblöcke finden sich in Blockheiden. |
Hoher Stein |
Blockmeere (Steinernes Meer im Böhmerwald, auf der deutschen Seite) entstanden im periglazialem Raum. Abtragung und geringfügige Verfrachtung durch Solifluktion. Aufnahmen: 15.08.1986 |
Durch Oberflächenverwitterung (Säureverwitterung, Frostsprengung, biogene Verwitterung) entstehen Schalensteine, Schüsselsteine (Teufelsschüsseln - s.u., Bärenstein). |
Blockmeere müssen nicht unbedingt freigelegt sein. Der Wald oberhalb von Schwarzenberg (Oberschwarzenberg) am Weg zu den Teufelsschüsseln und zum Steinernen Meer (s.o.) ist aufgrund der chaotisch liegenden Blöcke stellenweise unbegehbar. |
Felsblock vor den Teufelsschüsseln, die man früher erklimmen musste. Heute führt eine Stiege aus Stahl hinauf. Gut zu sehen ist am Block eine Horizontalklüftung. |
Eine der Schüsseln. Sie sind meist ein wenig mit Regenwasser befüllt. Darin sammelt sich Nadelstreu und anderes organische Material, das sich langsam zersetzt. Die dabei gebildeten Huminsäuren nagen am Gestein und vergrößern die Schale. Teufel waren hier keine am Werk. |
Die an der höchsten Stelle gelegene Schüssel, welche man nur über einen gewagten Sprung erreichen kann. Von hier hat man einen schönen Blick auf das Steinerne Meer (s´stoanane Mea). Aufnahmen: 13.07.1998 - noch ohne Schäden durch den Borkenkäfer. Heute (2021) ist der Wald weitgehend zerstört. |
Weitere Beispiele: Bärenstein, Kerzenstein, Schwammerlstein, Blockheide, Kogelsteine |
Quelle: Huber, K.H.: Zum Formenschatz der Granitverwitterung und -abtragung im nordwestlichen Waldviertel; in: Steininger, F. (Hrsg): Erdgeschichte des Waldviertels. Schriftenreihe des Waldviertler Heimatbundes 38, 2. Auflage 1999, Seiten 113 - 132 |